Teatro Barocco

Teatro Barocco in Stift Altenburg — — 2015

Teatro Barocco in Stift Altenburg — — 2015

Opernfestival TEATRO BAROCCO 2015
in Stift Altenburg bei Horn
4. Saison

 

Premiere: 25. Juni 2015
weitere Vorstellungen: 3., 4., 11., 12., 17., 18., 24., 25. und 26. Juli 2015

Intendanz, Regie und Konzept | BERND R. BIENERT
Ensemble TEATRO BAROCCO auf historischen Instrumenten
Leitung und Cembalo | ROBERT LILLINGER

 

PROGRAMM / BESETZUNG

Melodram, UA 1775

Medea

Musik: Georg Anton Benda
Text: Friedrich Wilhelm Gotter

Inszenierung und Ausstattung: Bernd R. Bienert

Medea: Kira von Zierotin
Jason: Samuel Machto

 

Opera buffa (Dramma giocoso), UA 1768

Lo Speziale
(Der Apotheker)

Musik: Joseph Haydn
Libretto: Carlo Goldoni

Inszenierung und Ausstattung: Bernd R. Bienert

Grilletta: Sarah Marie Kramer
Mengone: Julian Henao Gonzalez
Volpino: Barbara Angermaier
Sempronio: Peter Widholz

 

INHALT | HANDLUNG

Medea

Melodram von Georg Anton Benda (Musik) und
Friedrich Wilhelm Gotter (Text), UA 1775

Stück

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Sophie Schröder als „Medea“
Wiener Burgtheater um 1821

Einer Idee des Genfer Schriftstellers, Naturforschers und Philosophen, Jean-Jacques Rousseau, entstammt die ursprüngliche Erfindung des Melodrams. Der böhmische Komponist Georg Anton Benda brachte diese Kompositionsform zu erster Vollendung und vertonte im dritten seiner Melodramen auch Rousseaus Ursprungstext zu „Pygmalion“. Bendas „Medea“ aus dem Jahr 1775 ist ein trotz seiner großen Bedeutung für die europäische Musikgeschichte bis heute selten und zumeist konzertant aufgeführtes Werk, zu dessen Musik nicht gesungen, sondern gesprochen wird. Melodramen, auch Monodramen oder Duodramen genannt, verbinden Dichtung und Komposition kunstvoll zu einem Theater mit Musik.

 
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Johanna Sacco als „Medea“
Wiener Burgtheater, um 1786
(Joseph Hickel) © Burgtheater

Mozart liebte Bendas innovative Erfindung des Melodrams so sehr, dass er diese am 12. November 1778 sogar im Brief an seinen Vater erwähnte. Bendas Melodramen waren Vorbilder für Mozarts unvollendete Oper „Zaide“, sowie für zahllose weitere Kompositionen seiner Zeitgenossen und Nachfolger. Noch innerhalb der Opern Schuberts finden sich neben den Gesangspartien Einschübe in Form von zu Musik gesprochenen Melodramen. Bei genauer Untersuchung finden sich die historischen Vorläufer zu Wagners Leitmotivtechnik und zu Strauss‘ Programmmusik, wie auch zu dessen symphonischen Dichtungen bereits in G. A. Bendas innovativem Werk. Wohl auch deshalb wurde bereits 1870 am Münchener Nationaltheater Bendas „Medea“ in einer vergrößerten Orchesterfassung neu inszeniert.

Im 20. Jahrhundert griffen Komponisten wie Richard Strauss und Arnold Schönberg die Form des Melodrams mit ihren Kompositionen „Enoch Arden“ und „Pierrot lunaire“ erneut auf. In weiterentwickelter und modernisierter Kompositionstechnik fand die Form des Melodrams schließlich Eingang in unsere Zeit. Zuletzt schufen u.a. Komponist_innen wie Olga Neuwirth („Der Tod und das Mädchen II“, UA 2000), Roman Haubenstock - Ramati („Unruhiges Wohnen“, UA 1991) und Josef Klammer („Ikarus - ein höheres Wesen“ UA 2004/2006) zeitgenössische Werke zu Dichtungen der österreichischen Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die bei der Expo 2000 in Hannover, am Opernhaus Zürich, bei Wien Modern, am Festspielhaus St. Pölten, bei der ars electronica in Linz, und am Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe zur Aufführung kamen.

 

„… Viel bühnenwirksamer erwies sich die Gestalt der Rächerin und Kindesmörderin. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war da zum Beispiel das Melo- und Monodrama Medea von Friedrich Wilhelm Gotter (Musik von Benda) ein beliebtes Repertoirestück des deutschsprachigen Theaters und zugleich eine wirkungssichere und transprortgeeignete Partie für Gastspiele gefeierter Schauspielerinnen. Auch im Burgtheater tauchte das Stück zwischen 1778 und 1835 immer wieder im Spielplan auf. … Und die mit Abstand berühmteste Vertreterin dieses Faches war damals Sophie Schröder (1781—1868), die bereits ab Sappho nicht nur am Burgtheater einen langhin gültigen Maßstab für die Interpretation eines Grillparzerschen Frauencharakters gesetzt hatte. Gotters Medea verkörperte sie ab 1807 und behielt sie auch später neben der Grillparzer-Rolle in ihrem Repertoire.“  (zitiert nach Hilde Haider)

 

Lo Speziale (Der Apotheker)

Opera buffa (Dramma giocoso) von Joseph Haydn (Musik) und
Carlo Goldoni (Libretto), UA 1768

Stück

Kombiniert wird Bendas Melodram an diesem Abend mit Joseph Haydns Opera buffa „Lo Speziale“ (Der Apotheker), einem heiteren Verkleidungs- und Verwirrspiel nach Goldoni, uraufgeführt in Esterháza 1768, das bei TEATRO BAROCCO ebenfalls erstmals in seiner ursprünglichen Fassung zusehen sein wird. Mit „Der Apotheker“ leitete Gustav Mahler zu Ende des 19. Jahrhunderts in einer komprimierten Fassung dieses reizvollen Werkes an der Wiener Hofoper eine erste Haydn-Renaissance in Österreich ein. Mit seinen exemplarischen Aufführungen unternimmt TEATRO BAROCCO den musikhistorisch bedeutenden Versuch, den gewohnten Blick auf die berühmten Bühnenwerke Mozarts um die Arbeiten seiner Zeitgenossen zu erweitern und damit Mozarts Werk aus dessen Zeit heraus unserem heutigen Verständnis zu erschließen.

 

BESETZUNG TEATRO BAROCCO 2015

Kira von Zierotin | Medea, in Medea

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Geboren in München. 1983 Kulturpreis der Stadt München. Tanz- Schauspiel- und Ballettausbildung an der Heinz-Bosl-Stiftung in München. 1984-1991 Engagement am Ballett der Wiener Staatsoper. Mitwirkung bei den 1992 Bayreuther Festspielen in Tannhäuser und Parsifal, in der Regie von Wolfgang Wagner. 1993 Serapions-Theater am Odeon Wien unter Erwin Piplits. 1996 Schauspielrolle in „Germania III“ am Wiener Akademietheater in der Regie von Heiner Müller und ebenda 1997/98 in „Die heilige Johanna“ der Schlachthöfe in der Regie von Frank-Patrick Steckel. Tourneen durch Japan, China, Südkorea, Spanien, Andorra, Kanada, Belgien, Arabische Emirate, Griechenland, Israel, Luxemburg, USA, Hongkong, Türkei. Erste Zusammenarbeit mit Bernd R. Bienert 1984 und 1985 an Wiener Staatsoper, kontinuierliche Zusammenarbeit seit 2009. 2011 Auftritte am Festspielhaus St. Pölten sowie im Österreichischen Parlament mit dem Gebärdenstück „Signings“ von Bernd R. Bienert. 2012 Großer Erfolg als „Ariadne“ in der weltweit ersten Rekonstruktion einer authentischen Aufführung von Georg Anton Bendas Melodram 18222;Ariadne auf Naxos“ bei TEATRO BAROCCO in Stift Altenburg. Kira von Zierotin lebt und arbeitet in Wien u.a. als Bewegungsanalytikerin i.S.

Samuel Machto | Jason, in Medea

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Geboren in Wien. 1999-2000 Theaterkurse in der Schule und im Musischen Zentrum. 2001-2002 Improtheater-Kurs in der Schule. 2003-2004 Engagement im Theater in der Josefstadt als älterer Sohn des Köhlers in „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ von Ferdinand Raimund unter der Regie Hans Gratzers. 2006-2010 Ensemblemitglied des „Théâtre du Funambule“: Rollen in „Les drames de la vie courante“ von Cami, „L'Inconnue d'Arras“ von Armand Salacrou, Titelrolle in Bernard-Marie Koltès „Roberto Zucco“, sowie die Rolle des Adraste in Pierre Corneilles „L'Illusion comique“. 2009 Hauptrolle als „Ronnie“ in Sebastians Schreiner Filmakademie Regieübung „Und einen beißen die Hunde“. 2010 Hauptrolle als „Andreas“ in Jan Prazak-Zoufalys Kurzfilm „Zug fährt ab“. 2011 Rolle des „Schweiger“ in Sebastian Klemm-Lorenz und Tina Hörgls Kurzfilm „TV-Aktiv“. 2011-2012 Teilnahme am „Studentenprojekt“ der Jungen Burg am Burgtheater in Wien: Unterricht bei Daniela Mühlbauer und Katrin Artl. Diverse Rollen in Ingrid Lausunds „Hysterikon“ unter der Regie Peter Raffalts im Vestibül des Burgtheaters. Diverse TV- und Online-Werbespots. 2012 Doppelrolle Marx/Stihl in Bernd R. Bienerts Inszenierung Joseph Haydns opera buffa „Die Hochzeit auf der Alm“ bei TEATRO BAROCCO in Stift Altenburg.

Sarah Marie Kramer | Grilletta, in Der Apotheker (Lo Speziale)

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Die kanadische Sopranistin Sarah Marie Kramer erhielt ihren Bachelor of Arts von der Universität Guelph (englische Literatur und Geschichte). Danach vertiefte Sarah Marie ihre Gesangsstudien am Koninklijk Conservatorium in Den Haag, wo sie das Musikstudium mit dem Bachelor und anschließend dem Master abschloss. Sarah Marie ist unter der Leitung namhafter Dirigenten aufgetreten, wie Richard Egarr, Masaaki Suzuki, Nigel North und Reibert de Leeuw. Sarah Marie hat bei zahlreichen Festivals gesungen, darunter das Aldeburgh Festival, das Oxford Lieder Festival und das Elora Festival, und ist bei Liederabenden zusammen mit Maurice Lammerts van Beuren und Richard Egarr aufgetreten. Soloauftritte wurden von der BBC (UK), CBC/SRC (Kanada/Quebec) und Radio Stephansdom (Österreich) ausgestrahlt. Sarah Marie sang u.a. die Dido in Henry Purcells „Dido und Aeneas“, Alcina in „Alcina“ von Georg Friedrich Händel, Zerlina in Mozarts „Don Giovanni“ und die Venus in Wagners „Tannhäuser“.

Julian Henao Gonzalez | Mengone, in Der Apotheker (Lo Speziale)

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Julian Henao Gonzalez wurde in Kolumbien geboren. Seine musikalische Ausbildung und Gesangsunterricht erhielt er bei Prof. Bernardo Sánchez und Maestro Detlef Scholz an der Universidad de Antioquia und der Academia Bernardo Sanchez in seinem Heimatland. Er war Preisträger mehrerer Gesangswettbewerbe, wobei man nicht nur seine schöne, sehr hohe Stimme schätzte, sondern auch seine außerordentliche Musikalität sowie seine recht guten technischen Kenntnisse, die schon damals für sein jugendliches Alter beachtlich waren. Er absolvierte mehrere Meisterkurse unter der Leitung von Enric Serra, Maestro Arno Leicht und Prof. Helena Łazarska. Sein Bühnendebüt gab er in der Zarzuela „Luisa Fernanda” (in der Rolle des Saboyano) im Opernhaus von Medellin, wo er später auch die Partie des Remendado in „Carmen“ sang. Darüber hinaus verfügt Julian Henao bereits über Erfahrung im Oratorienfach. So sang er z.B. die Tenorpartien in Puccinis „Messa di Gloria“ und in J.S. Bachs „Kaffeekantate“ mit dem Philharmonischen Orchester von Medellin, auch in dem Projekt “Mozart für alle“ wo er die Rolle von Don Ottavio interpretierte. Im Juni 2009 bestand er die Aufnahmeprüfung an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien mit großem Erfolg, wo er seine Ausbildung bei der bekannten Sopranistin K.S. Edith Lienbacher begann. Derzeit wird er von Regine Köbler an der Universität und von Bojidar Nikolov, einem erfolgreichen bulgarischen Tenor, privat unterrichtet. Im August 2010 wirkte er bei den Festspielen Golling in Salzburg in der Rolle des Rodolfo in der Oper „La Boheme“ mit. Im September 2010 sang er beim “Przy Swiecach“ (Polen) im Lubostron Palace ein Konzert, welches landesweit live übertragen wurde. Im Mai 2011 wurde er eingeladen, bei einem berühmten kolumbianischen Festival, dem „De regreso a mi tierra Xl version", in Cali zu singen. Im Juni 2011 sang er bei einem Festival namens „Wielki Turniel Tenoró“ in der Oper Na Zamku in Polen. Im September 2011 wirkte er bei einem südamerikanischen Turnier in der Rolle des Don Ottavio in der Oper „Don Giovanni“ mit. Im März 2012 sang er im Schönbrunner Schlosstheater Wien die Rolle des Lurcanio aus der Oper „Ariodante“ von Händel. Im August 2012 trat er im Ruhpoldinger Kurhaus (Bayern, Deutschland) in der Rolle des Mengone aus der Oper „Lo Speziale“ von Haydn auf. Im März 2013 sang er im Schönbrunner Schlosstheater Wien die Tenorpartie in „Pulcinella“ von Strawinsky. Im Mai 2013 übernahm er im Schlosstheater Wien die Rolle des Igel von Stachelstein aus der Oper „Der Stern“ von E. Chabrier. Derzeit wirkt der Tenor Julian Henao bei den Projekten „Die drei Tenöre“ und „Opera al dente“ mit und sang im Frühjahr 2015 an der Wiener Kammeroper den Toniolo, eine der Hauptrollen in Gassmanns Oper „Gli uccelatori“ und zuletzt Torquemada in Ravels "L´ heure espangnole" an der Wiener Kammeroper.

Barbara Angermaier | Volpino, in Der Apotheker (Lo Speziale)

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Die gebürtige Wienerin begann schon früh ihre musikalische Ausbildung mit Klavierunterricht und im Rahmen des Wiener Musikgymnasiums in der Neustiftgasse. An der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien studierte sie sowohl Oper, als auch Lied und Oratorium, u.a. bei Prof. Lipovsek und Prof. Gabriele Fontana.
Im Rahmen ihres Studiums war sie bereits in zahlreichen Rollen zu sehen, sowohl als Sängerin als auch als Schauspielerin. Sie sang Barbarina (Le Nozze die Figaro), Lucy (The Telephone) und die Schwefelblüte (Ritter Eisenfraß oder Der letzte Paladin, Offenbach) und spielte ein blindes Mädchen in Enoch Arden (Strauss) und die Rolle des Bassa Selim (Die Entführung aus dem Serail). 2007 war sie an der Wiener Volksoper ein Student in Boccaccio und nahm damit an der Japantournee des Hauses 2008 teil, spielt zur gleichen Zeit aber auch die Rolle des Amor (Alcina), in der sie 2010 auch im Teatru Manoel auf Malta zu sehen war. Weiters umfasst ihr gesangliches Repertoire Despina (Cosi fan tutte), Flora (The Turn of the Screw), Gretel (Hänsel und Gretel), Donna Elvira (Don Giovanni, gekürzte Fassung), Rosalie in Doktor und Apotheker von Dittersdorf und Serpetta (La finta giardiniera). 2013 kommen die Partien der Phyllis in Die Hochzeit auf der Alm und der Adina in L’elisir d’amore dazu.
Meisterklassen besuchte sie u.a. bei Peter Schreier, Deborah York und der Austria Barock Akademie, wo sie 2010 auch den Publikumspreis gewann. Weiters nahm sie im September 2010 am Internationalen Liedforum in Berlin teil, unter der Leitung von Olaf Bär, Axel Bauni, Karl-Peter Kammerlander und Gabriele Fontana.
Die vielseitige Künstlerin arbeitete auch in der Musikvermittelung und leitete Workshops zum Thema „Zauberflöte“ und „Entführung aus dem Serail“ an vielen deutschen Schulen.

Peter Widholz | Sempronio, in Der Apotheker (Lo Speziale)

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Als gütiger Landgraf Roderich in „Die Hochzeit auf der Alm“ überzeugte Peter Widholz im Sommer 2013 mit der wundervoll gesungenen zentralen Tenorarie und seinem charakteristischen Sprechsolo. Der wiener Tenor erfuhr seine künstlerische Ausbildung in seiner Heimatstadt bei Prof. Ernst Scheurecker (Gesang) und Kammerschauspielerin Marianne Nentwich (Schauspiel). 1992 - noch während seiner Studienzeit - übernahm er erfolgreich die Tenorhauptpartie bei der Welturaufführung der nachgelassenen Schubertoper „Der Graf von Gleichen“. 1995 schloss er seine künstlerischen Studien ab und debütierte an der Wiener Kammeroper. Danach folgten zahlreiche Engagements für Opern- und Operettenproduktionen sowie Konzerte in Österreich, Deutschland, Belgien, Griechenland, Ungarn, Italien und Rumänien mit Liveübertragungen verschiedener europäischer Rundfunk- und Fernsehanstalten (auch weltweit via Satellit). Zu seinen erfolgreichsten Partien zählen der Landgraf in Michael Haydns Oper „Die Hochzeit auf der Alm“, Rosillon und Danilo in Lehárs „Lustiger Witwe“, der Stanislaus in Zellers „Vogelhändler“, der Graf in „Wiener Blut“, Caramello in „Eine Nacht in Venedig“, Eisenstein und Alfred in der „Fledermaus“ sowie die Titelfigur im „Zigeunerbaron“ von Johann Strauss. Auf dem Gebiet der Sakralmusik ist Widholz seit seiner Studienzeit tätig. Als seine diesbezüglich wichtigsten Wirkungsstätten seien nur der Salzburger Dom und der Wiener Stephansdom (Mozart-Requiem, Haydn- und Mozart-Messen u. a.) genannt. Zusätzlich widmet er sich immer wieder gerne dem Lied (z. B. „Die schöne Müllerin“) und dem Oratorium ( z. B. Haydns „Schöpfung“). 1996 entstanden seine ersten Aufnahmen für CD. Im selben Jahr gründete er das „Klassische Operettenensemble Wien“, dessen künstlerische Leitung er seitdem innehat. 2001 übernahm er seine erste Regiearbeit, die bereits so erfolgreich war, dass sie noch im selben Jahr bei dem internationalen Wiener Sommerfestival „Klangbogen“ gezeigt wurde. 2005 wurde er zum Präsidenten der Johann Strauss-Gesellschaft Wien gewählt.

Robert Lillinger | Musikalische Leitung und Cembalo

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Robert Lillinger (*1990) ist Pianist, Dirigent und Komponist. Im Jahre 2006 begann er sein Klavierstudium an der Hochschule Lausitz in Cottbus (D) bei Wolfgang Glemser. 2009 wechselte er an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (A), wo er sich seither vermehrt der praktischen wie auch musikwissenschaftlichen Beschäftigung (Universität Wien) mit der sogenannten Alten Musik zuwendet. Zu seinen Lehrern gehören u. a. Matthias Trachsel (Klavier), Yuji Yuasa (Dirigieren) und Stefan Gottfried (Hammerklavier). Hospitationen bei Christian Simonis, Sebastian Weigle und Nikolaus Harnoncourt sowie Meisterkurse bei Irwin Gage und Walter Moore ergänzen seine Ausbildung. Große Einflüsse auf seine historisch informierten Interpretationen bilden Rene Jacobs, Kristian Bezuidenhout, Jonathan Cohen, Paul O'Dette und Stephen Stubbs.
Seit frühester Jugend ist Robert Lillinger kompositorisch tätig. Nach Uraufführungen (u. a. beim Cottbuser Musikherbst) und Auszeichnungen zahlreicher Kompositionen, darunter vor allem Lieder und Kammermusikwerke, kam es im Oktober 2006 zur Uraufführung seines Klavierkonzertes Nr. 1 op. 12 in g-Moll mit der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie unter GMD Christian Simonis. 2010 leitete der Komponist die Uraufführung seines Septetts „Zitronenfalter“ op. 26 mit den Solisten der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie. Für den Wiener Musikverlag Doblinger rekonstruierte er Joseph Beers Operette „Polnische Hochzeit“.
Seit nunmehr zehn Jahren arbeitet Robert Lillinger als Klavierbegleiter. 2009 korrepetierte er beim internationalen Wettbewerb für die Opernfestspiele der Kammeroper Rheinsberg. Weiters erhielt er Engagements als Korrepetitor und Studienleiter bei der Brandenburgischen Opernakademie (seit 2005), dem Wiener Operettensommer (2009 - 2012), den Herbsttagen Blindenmarkt (2012), der Oper Klosterneuburg (2013) sowie den Tiroler Festspielen Er! (2013). Zusammenarbeiten mit Sängerinnen wie Michael Zumpe, Cornelia Horak, Heidi Brunner, Gertrud Ottenthal oder Jasmina Sakr prägen seine Konzert- und Unterrichtspraxis.
Als Pianist hat Robert Lillinger mit diversen Orchestern, etwa dem Brandenburgischen Staatsorchester (2003), dem Philharmonischen Orchester des Staatstheaters Cottbus (2007, 2008) oder dem Wiener Jeunesse Orchester (seit 2010), zusammengearbeitet. Als Dirigent leitete er das Brandenburgisehe Kammerorchester Cottbus (2006), das Philharmonische Orchester Zielona Gora (2007, 2008, 2012), das Orchestre de Saint Pierre-Fusterie de Ia Suisse aus Genf (2008), das Orchester des Wiener Operettensommers (2012) sowie die Mitteldeutsche Kammerphilharmonie (2006, 2010, 2012). Beim Festival TEATRO BAROCCO 2015 übernimmt er nun die musikalische Leitung der 4. Saison, mit den Produktionen von J.Haydns Lo speziale und G.A. Bendas Medea.

Bernd Roger Bienert | Intendant & Gründer von TEATRO BAROCCO | Regie und Ausstattung

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2012 begründete Bernd R. Bienert mit TEATRO BAROCCO in Stift Altenburg ein für Österreich neues Festivalformat zur originalgetreuen Wiederaufführung von Musiktheaterwerken der Mozartzeit. Bienert wurde 2012 mit TEATRO BAROCCO für den Bank-Austria-Kunstpreis 2012 nominiert und mit dem Appassionato-Kulturförderpreis 2012 ausgezeichnet. Seit 2013 ist TEATRO BAROCCO Mitglied des renommierten „Theaterfest Niederösterreich“. TEATRO BAROCCO entdeckt und fördert zugleich auch junge Talente, was 2012 u.a. mit dem Engagement der jungen Sopranistin Simone Vierlinger, dem Bariton Rafael Fingerlos und 2013 mit der erst 15-jährigen Sophie-Marie Janke in „Die Hochzeit auf der Alm“, in der weltweit ersten szenischen Rekonstruktion dieser Oper von Johann Michael Haydn, eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden konnte. Seit über 20 Jahren beschäftigt sich Intendant und Regisseur Bernd R. Bienert, neben seiner Tätigkeit als zeitgenössischer Regisseur und Choreograf, mit der Forschung zur Aufführungspraxis des 18., des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Bienerts Ziel ist es, mit TEATRO BAROCCO im Ambiente der barocken Bibliothek von Stift Altenburg unter Anwendung historischer Gestik eine Symbiose aus Sprache, Musik und Optik zu schaffen, die der gesamtkünstlerischen Einheit aller ursprünglich zusammengehörenden Elemente des Musiktheaters dieser für Oper und Musiktheater so bedeutsamen Epoche so nahe wie möglich kommt. Im Wissen um die historischen Grundlagen von Aufführungen der Mozartzeit und, um die Intentionen der Autorschaft von Komponist, Bühnenbildner und Librettist zu wahren, rekonstruiert Bienert die Grundzüge der Formensprache historischer Musiktheaterwerke, um diese für heutige Besucher in seiner künstlerischen Interpretation gegenwärtig erfahrbar werden zu lassen. Wichtige Stationen der Musikgeschichte werden damit erstmals aufgeschlüsselt, da Bienert großen zugleich Wert auf die Wiederaufführung historischer Elemente der Bühnenpraxis und zu Unrecht nicht mehr aufgeführter Werke vergangener Jahrhunderte legt. In Zusammenarbeit mit HistorikerInnen entstanden die ersten Rekonstruktionen bedeutender, nicht mehr erhaltener Inszenierungen wie beispielsweise jener der Ballets Russes und der Balletts Suedois noch am Opernhaus Zürich; von Nijinski, Börlin, Fokine und Saint- Léon. Diesen Rekonstruktionen maß Bienert in seinen beiden Direktionen am Opernhaus Zürich und am Staatstheater Saarbrücken und als erster Künstler-Kurator des Festivals „Österreich Tanzt“ am Festspielhaus St. Pölten den gleichen Stellenwert zu, wie seinen grenzüberschreitenden Arbeiten mit Künstlerlegenden aus Literatur, Malerei, Musik, Architektur, Film und Performance. Die Arbeit an TEATRO BAROCCO widmet Bienert nun vorrangig den Werken von Mozarts hoch geschätzten Zeitgenossen, wie den Brüdern Joseph und Michael Haydn und den vor allem ihrer heute vergessenen Melodramen wegen bedeutenden Komponisten Georg Anton Benda und Peter von Winter.

Intendant Bernd Roger Bienert begann seine Karriere an der Wiener Staatsoper unter Lorin Maazel und Gerhard Brunner, die ihn im Alter von 22 Jahren bereits mit einer ersten Uraufführung betrauten, und am Nederlands Dans Theater in Den Haag unter Jirí Kylián. In seiner ab dem 16. Lebensjahr zunächst tänzerischen Laufbahn arbeitete er mit zahlreichen renommierten Künstlern wie William Forsythe, Hans van Manen, Jirí Kylián, Rudolf Nurejew. Zur Regie kam Bernd R. Bienert durch die Zusammenarbeit mit Prof. Götz Friedrich (Intendant der Deutschen Oper Berlin) an der Wiener Staatsoper bei der Inszenierung der Uraufführung der Oper „Un Re in Ascolto“ von Luciano Berio. Im Anschluss an die Uraufführung bei den Salzburger Festspielen holte Prof. Götz Friedrich Bienert an die Deutsche Staatsoper Berlin, um dort zusammen mit Maximilian Schell die Bewegungsregie der Deutschen Erstaufführung von Siegfried Matthus Oper „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“ zu erarbeiten. Hans Werner Henze beauftragte Bienert daraufhin bei der 1. Münchener Biennale für Neue Musik mit der Regie der Opernuraufführung „Der Trojanische Friede“ (Libretto von Werner Rosendorfer). Für den Meisterregisseur Alfred Kirchner erarbeitete Bienert an der Wiener Staatsoper die Choreografie zur legendären TV-Aufzeichnung von Mussorgskys „Chowantschtschina“ unter Claudio Abbado. Eigene Regiearbeiten folgten für das Opernhaus Zürich (Opernregie der Uraufführung „Medea-Fragment“ von Hans-Jürgen von Bose) und für das Wiener Volkstheater (Erstaufführung von „Er nicht als er“ von Elfriede Jelinek) auf Wunsch der Dichterin. Diese Produktion durfte als einzige Jelinek-Aufführung noch während Jelineks Österreich-Boykott weiterhin im Spielplan des Volkstheaters als einzigem Aufführungsort in Österreich bestehen bleiben. Zahlreiche Uraufführungen von Texten von Elfriede Jelinek („Unruhiges Wohnen“ und „Der Tod und das Mädchen II“) inszenierte Bienert am Opernhaus Zürich, für das Festival Wien Modern, für das Staatstheater Saarbrücken, die Linzer Ars Electronica, die EXPO 2000 in Hannover und das ZKM in Karlsruhe.

Der Intendant der Salzburger Festspiele, Alexander Pereira, bestellte Bienert 1991 zum Ballettdirektor, Kurator und Chefchoreographen an das Opernhaus Zürich. Als besonders denkwürdig gelten dort seine Aufsehen erregenden Klassiker-Neudeutungen von Tschaikowskys „Der Nussknacker“ in Zusammenarbeit mit dem weltberühmten Tessiner Architekten Mario Botta, von Glasunows „Raymonda“ in Zusammenarbeit mit dem Mailänder Stararchitekten Aldo Rossi sowie seine choreografischen Uraufführungen zu Kompositionen von Luciano Berio (in Zusammenarbeit mit Stararchitekt Renzo Piano) und zahlreichen anderen zeitgenössischen KomponistInnen, wie auch die vielen Kooperationen mit der Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die mehrere Uraufführungstexte eigens für Bienert schrieb. In Kooperationen mit international renommierten Musikern und Regisseuren wie Hans Werner Henze, Götz Friedrich, Alfred Kirchner, Claudio Abbado, Mario Botta, Renzo Piano, Jean Nouvel und Zaha Hadid, um nur einige zu nennen, entstanden Bienerts Arbeiten für die Wiener Staatsoper, die Salzburger Festspiele, die Münchener Biennale, die Ars Electronica, die Deutsche Oper am Rhein, das Theater Basel, die Deutsche Oper Berlin, das Opernhaus Zürich und das Wiener Burgtheater, sowie Filmproduktionen. Besonders in Erinnerung blieben sowohl Aufführungen an der Wiener Staatsoper, für die Bienert die Wiener Diseuse Cissy Kraner erstmals auf die Bühne der Wiener Staatsoper holte, wie auch „Distance of the Moon“ (mit Karlheinz Essl, Sammlung Essl), „Alpenglühn“ nach Ingeborg Bachmann (mit Thomas Pernes, Staatsoper Wien), „Der Trojanische Friede“ (mit Herbert Rosendorfer, 1. Münchener Biennale), „Medea Fragment“ (mit Hans Jürgen von Bose, Oper Zürich), „Der Tod und das Mädchen II“ (mit Olga Neuwirth und Elfriede Jelinek, EXPO 2000 in Hannover) und „Compass“ (mit Luciano Berio und Renzo Piano, Oper Zürich).

Bernd Roger Bienert engagierte sich sowohl als Kurator für das Festival „Österreich Tanzt“ im Festspielhaus St. Pölten als auch als Universitätslektor am Institut für Theaterwissenschaft der Universität Wien und an der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Linz. Auch als Vortragender am Mozarteum in Salzburg ist ihm die Weitergabe seines im Laufe der über 30-jährigen Karriere erworbenen Theorie- und Praxiswissens an junge Studierende und junges Publikum ein Anliegen. Für die Wiener City Festwochen initiierte und kuratierte Bernd R. Bienert im Sommer 2009 ein literarisches Projekt, mit dem er die an verschiedenen Orten Europas lebenden österreichischen SchriftstellerInnen Olga Flor, Eva Menasse und Franzobel für ein gemeinsames Thema interessieren konnte und aus einzelnen Textspenden der drei AutorInnen einen zusammenhängenden Fließtext schuf, der an mehreren Orten im ersten Bezirk auf überdimensionalen LED-Walls veröffentlicht wurde. Bienert schreibt als Autor zudem eigene Stücke, von denen nach „Alzburg.Eutopa“ (2006) zuletzt sein Text „The Puzzled Wife“ (2011) von Burgschauspieler Hans-Dieter Knebel im Wiener Bank-Austria-Kunstforum uraufgeführt, und in zahlreichen weiteren Aufführungen in Wien und auf Gastspielen in Österreich von Publikum und Presse heftig akklamiert wurde. Über sein vielseitiges künstlerischen Schaffen als Autor, Regisseur, Choreograf und Designer erschließt Bienert die Möglichkeit der Einbindung gestischer Bewegungselemente in sein Bühnen- und Bewegungsvokabular, z.B. unter Einbeziehung der Gebärdensprache der Gehörlosen (deren erstes Lehrinstitut sich unter Maria Theresia in der Wiener Taubstummengasse befand) und der historisch-theatralen Körpergestik seiner Regiearbeiten. So gelingt es ihm, eine von ihrer ursprünglich lautsprachlichen Bedeutung ausgehende Bewegungssprache zu generieren, die dem Publikum intuitiv erlebbare bewegte Geschichten erzählt. 2011 konnten im Österreichischen Parlament in Wien auf Einladung von Parlamentspräsidentin Barbara Prammer erstmals die Ergebnisse dieser Arbeit in einer Gesamtaufführung präsentiert werden, nachdem große Teile dieser Arbeit zuvor bereits in den USA überaus erfolgreich uraufgeführt worden waren. Neben den historischen Projekten widmet sich Bienert nach wie vor der Moderne. So holte er mit großem Erfolg „The Original Chinese Conjurer“ im Frühjahr 2013 in den Wiener Musikverein. Die österreichische Erstaufführung der von ihm entdeckten und inszenierten Oper des jungen Londoner Komponisten Raymond Yiu wurde zum herausragenden Erfolg bei Publikum und Presse.

 

 

 

 

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